BioBoosters ist ein Projekt im Rahmen des von der EU finanzierten Interreg Baltic Sea Region Programms, das gemeinsam von Organisationen aus sieben europäischen Ländern – Schweden, Finnland, Deutschland, Polen, Estland, Lettland und Litauen – umgesetzt wird. Ziel ist es, den grünen Wandel in der Bioökonomie zu fördern, indem Kompetenzen mit konkreten Herausforderungen von Unternehmen verknüpft werden. Im Zentrum steht ein erprobtes Hackathon-Format, das unternehmensgetrieben organisiert und auf konkrete Fragestellungen ausgerichtet ist. Über öffentliche Innovationsaufrufe werden gezielt Start-ups, Forschende und Innovatorinnen angesprochen, um Lösungen für nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Verfahren folgt einem standardisierten Prozess, der regional anpassbar ist und eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, der öffentlichen Hand und innovativen Lösungsanbietenden ermöglicht. Der BioBoosters Hackathon verbindet die Innovationsökosysteme der Bioökonomie in neun Regionen des Ostseeraums. Durch diesen Open-Innovation-Ansatz in interregionaler Zusammenarbeit wird der sektorübergreifende Wissenstransfer gestärkt und internationale Kooperationen entstehen. Insgesamt wurden bisher 18 Hackathons gemeinsam mit relevanten Zielgruppen durchgeführt. Dabei wurde das zugrunde liegende Innovationsmodell validiert, das sich künftig in Innovationszentren anwenden lässt. Es ist zudem übertragbar auf weitere Regionen, die ihre Unternehmensnetzwerke bei der grünen oder digitalen Transformation unterstützen möchten. BioBoosters schafft eine Win-Win-Situation: Organisationen mit konkreten Herausforderungen (Challenge Provider) treffen auf kreative Lösungsanbietende (Solution Provider). Auf diese Weise entsteht ein Netzwerk für Zusammenarbeit und anwendungsnahe Lösungen zugunsten einer nachhaltigen Bioökonomie in der Ostseeregion.

Zahlen, Daten, Fakten:

• 18 unternehmensgetriebene Hackathons haben bis zu 120 Lösungen für Herausforderungen der zirkulären Transformation hervorgebracht
• 246 Teams aus über 20 Ländern haben sich mit ihren Ideen beworben
• 23 F&E- und Geschäftspartnerschaften wurden initiiert, darunter 13 internationale Kooperationen
• Über 500 Fachkräfte wurden direkt zusammengebracht – insgesamt wurden 1.800 Expertinnen in der BioBoosters-LinkedIn-Community vernetzt

Neben dem intensiven, kollaborativen Lernformat ist der Hackathon nachweislich ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung der zirkulären Bioökonomie und internationaler Zusammenarbeit. Die Wertangebote zwischen den Challenge Providern und Lösungsanbietenden wurden gezielt zusammengebracht. Dies zeigen folgende Zahlen:

• 98 % der befragten Challenge-Provider (n = 46) gaben an, eine vielversprechende Lösung für ihre Herausforderung erhalten zu haben
• 95 % der Lösungsteams (n = 160) berichteten, dass sie wertvolles Know-how durch Mentoring gewonnen haben
• 94 % stimmten zu, dass der BioBoosters-Hackathon ein gutes Tool ist, um Partnerschaften zur Ideenprüfung und Kommerzialisierung aufzubauen

Auch Organisatorinnen und Mentorinnen (n = 158) wurden zur Wirkung des Hackathons als Open-Innovation-Plattform befragt. Ihre Einschätzungen:

• 94 % stimmen zu, dass der Hackathon die grüne Transformation im Ostseeraum unterstützt
• 93 % sehen eine Förderung des Wachstums im Bioökonomiesektor
• 92 % sehen einen wertvollen Austausch bewährter Praktiken über die Grenzen hinweg

WITENO arbeitet nun gemeinsam mit den Projektpartnern daran, die gewonnenen Erkenntnisse dauerhaft in den jeweiligen Organisationen zu verankern. Gleichzeitig stärken wir unser Netzwerk durch ein dauerhaftes Kooperationsmodell, das auch über die Laufzeit des Projekts hinaus Bestand haben wird.

Dieses Frühjahr veranstalteten wir gemeinsam mit der AdFiS products GmbH den CarbonHack, einen Hackathon mit dem Ziel, die Aktivkohleproduktion nachhaltiger, effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten. Im Fokus standen neue Ansätze zur Reduzierung des Energiebedarfs, alternative Rohstoffe und Bindemittel sowie innovative Ideen für die Integration pflanzlicher Reststoffe in die Aktivkohleherstellung. Vier ausgewählte Teams aus Wissenschaft und Innovation arbeiteten vor Ort an ihren Konzepten. Zwei davon überzeugten besonders. Team LuMiB, eine Kooperation der Technischen Universität Luleå (Schweden) und der Universität Mailand, präsentierte eine ligninbasierte Lösung zur Verbesserung der Porosität und Adsorptionsleistung von Aktivkohle. Team Bio4Act von der Universität Kassel entwickelte ein Verfahren zur Herstellung biologischer Bindemittel aus Ölen und Teeren, um chemische Zusatzstoffe zu vermeiden und die Energieeffizienz zu erhöhen. Die AdFiS products GmbH aus Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) ist der führende Hersteller von Aktivkohle in Deutschland. Mit ihrer dotierten Aktivkohle „dopetac sulfo 100“ treibt AdFiS innovative Lösungen für Abluftreinigung, Entschwefelung und nachhaltige Filtertechnologie voran – ein idealer Partner für wegweisende Impulse im Bereich der Kreislaufwirtschaft.

Im Frühjahr 2024 veranstaltete die WITENO den ersten BioBoosters Hackathon mit der Cosun Beet Company, Standort Anklam, als Challenge-Provider. Ziel war es, die Transformation der Cosun Beet Company  zu einer grünen Bioraffinerie mit einem umfassenden Produktportfolio für unterschiedlichste Märkte zu unterstützen. „Unsere Mission ist es, das volle Potenzial der Pflanzen in einem transparenten Kreislauf auszuschöpfen. Wir nennen das The Plant Positive Way”, sagte Matthias Sauer, ehemaliger Geschäftsführer der Cosun Beet Company Anklam. Die Challenge konzentrierte sich somit auf innovative Möglichkeiten zur Nutzung spezifischer Rückstände durch modernste Konzepte, Technologien und Ausrüstungen. Drei Gewinnerteams wurden ausgewählt. Das Team n-fix aus Belgien hat eine innovative Methode zur Produktion von mikrobiellen Bio-Düngemitteln aus Rübenpulp-Digestat entwickelt. Diese Methode verspricht, die Treibhausgasemissionen beim Anbau von Zuckerrüben zu reduzieren, die Pflanzenrobustheit, den Ertrag und den Zuckergehalt zu steigern und gleichzeitig den Stickstoffeinsatz zu minimieren. Das Team Vinasse2Proteins von der Hochschule Biberach konzentriert sich auf die zunehmend wichtige Rolle von Pflanzenproteinen in der nachhaltigen Lebensmittelversorgung der Zukunft. Diese können zum Beispiel aus Pilzen gewonnen werden, die auf Rückständen aus der Bioethanolanlage wachsen. Das Restwasser ist noch von so guter Qualität, dass es zur Kultivierung von Algen verwendet werden kann, die wiederum zu Lebensmitteln verarbeitet werden können. Das Team CAPitalize Leaves, ein Konsortium des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ und des Deutschen Biomasseforschungszentrums DBFZ in Leipzig, zielt darauf ab, den innovativen, klimafreundlichen Capraferm-Prozess weiterzuentwickeln. Dieser ermöglicht die Umwandlung von Rübenblättern in Carbonsäuren, die als Ausgangsmaterialien für hochwertige Chemikalien genutzt werden können.

AdFiS-Pressemitteilung 2025

Cosun Beet-Pressemitteilung 2024

BioBoosters Impact Review 2024